Donnerstag, 10. März 2016

Mehr als eine Tonne Blaubeeren


Nachdem wir den Great Walk im Tongariro Nationalpark abgeschlossen hatten, schlugen wir den Weg nach Cambridge ein, wo wir auf der Suche nach Arbeit fündig geworden waren:
Die Blaubeersaison hatte gerade ihren Höhepunkt erreicht und die Farm "Monavale Blueberries" suchte händeringend nach Fruitpickern. Wir nahmen uns vor 4 Wochen für die größte organische Blaubeerfarm der südlichen Hemisphäre zu arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir allerdings noch nicht wie körperlich belastend unsere neue Arbeit werden würde: An keinem der ersten sieben Arbeitstage gingen wir ohne Rückenschmerzen schlafen und das, obwohl wir auf Kilobasis und zunächt weit unter dem Mindestlohn bezahlt wurden. Um auf den Mindestlohn zu kommen, musste man 6 Kilo Blaubeeren pro Stunde pflücken, wir jedoch pickten in der ersten Woche nur zwischen 4 und 5. Schnell fanden wir heraus, wie abhängig unsere Geschwindigkeit von der Qualität der Reihen war, in denen wir pflücken mussten. Erwischten wir eine gute, so kamen wir zumindest für einige Stunden auf die 6 pro Stunde, doch zunächst waren wir nicht in der Lage die Geschwindigkeit über längere Zeit aufrecht zu halten. Da unser Einkommen so sehr von den Reihen abhängig war, die wir vom Besitzer Marco und seinem Sohn Oliver zugewiesen bekamen, war es wichtig, sich mit beiden den Chefs gut zu stellen. Oliver machte uns nach den ersten Tagen Mut, niemand würde von Beginn an 6 Kilo pro Stunde picken. Erst nach etwa 3 Wochen wären wir Experten und würden mehr als den Mindestlohn herausholen können. Zudem erzählte er uns von einer chinesischen Pickerin, die 14 Kilo in einer Stunde gepickt haben soll. 
Insgesamt war das Verhältnis mit den Chefs unkompliziert und es gab keinerlei Schwierigkeiten mit der Bezahlung. Später lud uns Oliver, der mit 19 Jahren bereits ein eigenes Haus und ein Auto (mit dem Kennzeichen Xolix^^) besitzt, sogar auf ein paar Snacks und Drinks in sein Haus ein. 
Vier lange Wochen pflückten wir Blaubeeren für Monavale Blueberries, aßen an der Sparkbox in Cambridge zu Abend, zelteten an einem 40 Kilometer entfernten kostenlosen Campingplatz mit Plumpsklo, wuschen uns im Fluss und spülten in einer öffentlichen Toilette. 
Der Alltag war trist und anstrengend und es blieb nur wenig Zeit zum entspannen. Am 5. Tag erreichte ich zum ersten mal den Mindestlohn für 8 Stunden, allerdings benötigte ich dafür 11 Stunden Arbeitszeit. Zudem bekamen wir eine Ermahnung, weil einer von uns die Beeren nicht "gently offgerolled" hatte und sich somit einige grüne und rote Beeren in seinen Boxen befanden. ("Only the nice and blue ones. If the berries aren't ripe, we have to throw them for the pigs.")
Nach 7 anstrengenden Tagen nahmen wir uns einen freien Tag, um uns den Hobbiton Movie Set anzusehen. Auch an den folgenden zwei Tagen fiel die Arbeit aufgrund des schlechten Wetters aus, ("cause the berries will split, when they're wet.")

Kochen im leeren Fußbad vor dem I-Site in Rotorua, an unsrem freien Tag. An windigen und regnerischen Tagen muss man sich für's Kochen was überlegen! Und beim Kochen in der Öffentlichkeit trifft man immer interessante Leute ;)

Nach der verdienten Pause, war es schwer sich wieder zum Picken aufzuraffen. Schon am frühen Nachmittag begann es zu schauern und wir mussten das Pflücken erneut einstellen. Allerdings war an diesem Tag Arbeit im Packhouse verfügbar, sodass wir die Regenpause mit ein wenig Fließbandarbeit überbrücken konnten. Diese Arbeit war zwar mit Mindestlohn bezahlt, aber keineswegs weniger anstrengend. Das Aussortieren roter, weicher und  grüner Beeren und das Abtrennen der Stile war zudem die eintönigste Arbeit, die man sich nur vorstellen kann! Aber was tut man nicht alles für seinen Mindestlohn. Nach ein paar Tagen folgte die erste Nachtschicht im Packhouse, dann die zweite und dritte. Es war inzwischen keine Ausnahme mehr, dass wir mehr als 14 Stunden auf der Arbeit verbrachten. Als wir am Samstag den 5.3 unseren letzten Arbeitstag abgeschlossen hatten, hatten wir 4 Nachtschichten im Packhouse gearbeitet und gemeinsam 1,5 Tonnen Blaubeeren gepflückt. (Insgesamt die wohl hirntötendste Arbeit, die wir uns hätten aussuchen können.) 
Allerdings hatten wir nun das Geld, um ohne weiteres Arbeiten auf der Südinsel reisen zu können. Die Fähre ist gebucht und der Plan für die nächsten Wochen steht: 
Wir haben zwei Great Walks im Fiordland und viele weitere mehrstündige Wanderungen in 9 verschiedenen Nationalparks geplant. Und das in nur 6 Wochen! 










Monavale Blueberries 



Packhouse 

Unser Spülspot

Unser Waschspot



Unser Campingplatz - Wir hatten einen Arbeitslosen als Nachbarn, der sein Leben lang im Zelt lebt und wohl nicht wollte, dass wir neben seinem Zelt parken. Daraufhin hat er diese schicke Absperrung errichtet.;)

Der Fluss an unsrem Campingplatz. Wie schön der Campingplatz gelegen ist, erkannten wir erst, als eines morgens Nebel über dem Wasser hing. Nach so langer Reisezeit wird man blind für viele schöne Landschaften. Es mag skurril klingen, aber dieser Fluss ist landschaftlich nur Standard in Neuseeland!

Blue Springs - Gute Quelle für Trinkwasser ;)

Einmal verpassten wir fast eine Schicht im Packhouse, weil ein Bauer seine Herde zu falschen Zeitpunkt über die Straße führte!

Määääh! - Info Center 

#selfmadeburgers

#Wraps

# Pfannkuchenparty mit Jonas, Janik, Henri und Marko

Nicht zu vergessen: Auch diese Milchtransporter gehörten zu unserem Alltag. Täglich begegneten wir mindestens 10 auf unseren Wegen zur Arbeit und zurück zum Campingplatz!


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