Unser Campingplatz befand sich direkt in einer wilden Bucht neben dem Cape Reinga, so konnten wir uns schon früh am Morgen in die Wellen stürzen. Die morgendliche Erfrischung war ein Traumstart in einen Tag mit großem Programm:
Zunächst liefen wir zum gut besuchten Leuchtturm, der den nördlichsten Punkt Neuseelands markiert. Entgegen unserer Erwartungen war die Landschaft hier sehr hügelig, sodass sich auch der Leuchtturm auf etwa 150 Metern Höhe befand. Schon von oben konnte man erkennen, wie sehr sich die Kraft und Höhe der Wellen von denen an der Ostküste unterschied. An stürmischen Tagen sollen am Cape Reinga, wo Tasmansee und Pazifik aufeinander treffen, 10 Meter hohe Wellen zu beobachten sein.
Cape Reinga
Vom Cape Reinga aus starteten wir eine vierstündige Wanderung zum Cape Maria van Diemen, dem westlichsten Punkt der Nordinsel. Der Weg führte uns zunächst mit einheimischen Pfanzen bewachsene grüne Hänge hinunter, zu einem einsamen Sandstrand, der sich über mehrere Kilometer gradlinig vor uns erstreckte.
Nach einem halbstündigen Strandspaziergang durften wir einen radikalen Landschaftswechsel bestaunen: Auf der anderen Seite der Bucht waren die Hügel rau und felsig und vielerorts mit einer dicken Sandschicht überzogen.
Es handelte sich jedoch nicht um gewöhnliche Sanddünen, denn die Gegend war unbewachsen und hatte teils wüstenähnlichen Charakter..
Nachdem wir uns auf dem Rückweg noch schnell in den wellen abgekühlt hatten, fuhren wir zu den riesigen Sanddünen. Da hier die Boards zum Sanddünensurfen 15$ pro Person gekostet hätten, entschieden wir uns die Dünen auf andere Weise zu genießen: Wir rollten die steilen Dünen hinunter, was die Inder (fragt mich nicht weshalb, aber auf den Dünen waren nur indische Touristen unterwegs) sichtlich verwirrte.
Schon fast geschafft! Marc meistert den Aufstieg bravourös ;) Die Steigung hatte mal wieder nicht das rechte Maß und bei jedem Schritt ist man wieder eine halbe Schrittlänge heruntergerutscht.
(Die Düne hätte dem Welzenheimer sicher gefallen, schöne Bergsprints^^)
Es war schon recht spät geworden und wir planten an diesem Abend auf einem kostenlosen 100km entfernten Campingplatz zu schlafen, daher hatten wir nicht mehr viel Zeit, um uns den Ninty Mile Beach anzusehen. Um auf dem Strand, der sich über 90 km entlang der nördlichsten Halbinsel Neuseelands erstreckt, doch noch ein wenig Zeit verbringen zu können, entschlossen wir uns am Strand Abend zu essen.
Hier genossen wir den Sonnenuntergang und schleppten danach Campingkocher, Gasflasche, Campingstühle und Geschirr zurück zum Auto, um aufzubrechen.
Auf dem Hinweg hatten wir unser Auto, da es am abgelegenen Strand keine richtigen Parkplätze gibt, im Gras neben der Strandauffahrt geparkt. Beim Versuch das Auto zurück auf den Weg zu steuern blieben wir an einer Kuppe hängen, die Reifen drehten durch und ein Vorderrad hing schräg in der Luft. Wir hatten uns festgefahren und scheiterten bei jedem Versuch unser Auto aus dem sandigen Untergrund zu befreien.
In der Ferne sahen wir ein Licht brennen und entschlossen uns nach Hilfe zu fragen. Zunächst versuchten uns ein paar Männer aus dem nächstgelegenen Campground mit Brettern eine Rampe zu errichten, die uns jedoch nicht aus der angespannten Lage herausbrachte. Die Männer erzählten uns, wir seien bereits das neunte feststeckende Auto des Tages Tages. Doch das Fluchen über das neuseeländische DoC (Departement of Conservation), welches an einem der bekanntesten Strände Neuseelands keine Parkplätze errichtet hatte, half uns nicht weiter. Erst nach mehr als einer Stunde kam der Campingplatzbesitzer mit seinem Auto zur Hilfe und konnte uns aus dem Sand ziehen. Den kurzen Spaß ließ er sich mal eben 50$ kosten, doch wir hatten keine andere Wahl gehabt. Wer nun denkt wir hätten damit das Schlimmste hinter uns gebracht, liegt falsch: Nach nur wenigen hundert Metern meinte Noah, es hätte sich etwas am Fahrgefühl verändert. Zudem zog das Auto zog plötzlich leicht nach rechts. Wir vermuteten, dass beim ruckartigen Rausziehen womöglich unsere Achse verbogen wurde, aber setzten unseren Weg zunächst fort. Nach etwa 2 km Fahrt fiel mir ein unangenehmer Geruch auf, den die beiden anderen zunächst auf die extreme Überlastung des Motors zurückführten. Als jedoch nach einem weiteren Kilometer Dampf von der rechten Seite der Motorhaube aufstieg, war entgültig klar, dass wir unsere Weiterreise für diesen Tag beenden mussten. Wir stiegen aus, um nach dem Rechten zu sehen und fanden unsere Bremsscheibe in glühend rotem Zustand vor. Wir waren uns einig, irgendetwas war beim Befreien des Autos aus dem Sand kaputtgegangen. Noah und Marc holten den Campingplatzbesitzer, der den entstandenen Schaden begutachten sollte. Schnell konnten wir ausschließen, dass es sich um eine Beschädigung der Achse handelte, womit sich auch der Verdacht erübrigte, der Campingplatzbesitzer hätte unser Auto beim Rausziehen beschädigt. Nachdem wir eine Nacht direkt neben der einsamen Schotterstraße geschlafen hatten, ließen wir unser Auto in ein kleines Dörfchen abschleppen. Die ländliche Werkstatt war schlecht ausgestattet und nicht in der Lage den Schaden zu reparieren.
Es verhärtete sich der Verdacht, unser ABS sei kaputt und blockiere die Bremsen. Die kleine Werkstatt teilte uns nach zwei Stunden Arbeit mit, den Schaden nicht beheben zu können. Um die nächstgelegene etwas größere Stadt Whangarei erreichen zu können, musste unsere blockierte rechte Vorderradbremse deaktiviert werden (hätten wir so einen Unfall gebaut, hätte sich die Werkstatt strafbar gemacht, wir hatten also großes Glück, dass sie dieses große Risiko für uns eingingen und uns Abschleppkosten ersparten). So traten wir mit nur noch 3 aktiven Bremsen den Weg ins 250 km entfernte Whangarei an, welches wir zum Glück heil erreichten. Hier konnte uns geholfen werden und das kaputte ABS wurde durch ein Second Hand Teil ersetzt.
Insgesamt war die Reparatur nicht nur ein teurer Spaß, sondern auch langwierig, sodass die restliche Reiseplanung unserer Northlandtour zunichte gemacht war. Statt wie geplant die Westküste abzureisen und die Kauri Coast zu sehen mussten wir nach der Autoreparatur sofort den Weg nach Whitianga antreten, denn wir wollten dort rechtzeitig zum Silvesterabend ankommen.
Bei Dominos in Whangarei können sie meinen Namen nicht schreiben. Ob Marmelade hier ein typischer Vorname ist?
Auf dem Weg gönnten wir uns noch einen Stop am Karekare Beach, um zumindest einen schwarzen Sandstrand gesehen zu haben.